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Seine Geschichte
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Anders als sein Name "Labrador Retriever" vermuten lassen würde, stammt der Labrador Retriever ursprünglich nicht aus Labrador, sondern von der kanadischen Ostküste aus dem Bereich von Neufundland. In seiner Rassebeschreibung wird Großbritannien als Ursprungsland angegeben, da seine Rasseentwicklung und seine Anerkennung als eigene Rasse dort stattgefunden hat!
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Woher kam er?
Neufundland (Newfoundland) ist eine vorgelagerte Insel von Labrador und wurde 1494 durch englische Kaufleute aus Bristol entdeckt. Allerdings beschreiben englische Geschichtsschreiber, den Reisenden John Cabot der seine Reise 1497 nach Newfoundland unternahm, als offiziellen Entdecker dieser Insel. Das Klima dort ist recht feucht, nebelverhangen mit vielen Niederschlägen und häufig mit eisigen Temperaturen, also ein recht raues, ungemütliches Klima. Da die Meeresströmung dort aber bereits unter dem Einfluss des aus Süden kommenden wärmeren Golfstroms steht, befindet sich dort ein sehr großer Fischreichtum. Durch diesen Fischreichtum entstand dort im 16. Jahrhundert eine sehr bedeutende Fischindustrie, die unter dem Einfluss der englischen Krone stand. Aufgrund der klimatischen Bedingungen fand der Fischfang dort nur in der wärmeren Jahreszeit von April bis Oktober statt. |
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Während der Fischfangzeit hielten sich vor den Küsten Labradors und Neufundlands Seefahrer aus den berühmten Seefahrernationen Westeuropas (darunter Portugal und England) auf, um dort regen Handel und Fischfang zu betreiben. Möglicherweise hatten besagte Seeleute auch Hunde mit auf ihren Reisen, so dass eine Vielfalt von Hunden verschiedenster Schläge mit in dieses Gebiet kam. Während der Wintermonate blieben Handwerker (Schiffsbauer, Schreiner und Holzarbeiter) aus Devon (England) auf den Inseln um die Fischfanganlagen, in denen der Fisch getrocknet und verarbeitet wurde, in Stand zu halten. Es bildeten sich kleine Siedlungen.
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Seine Entstehung
Um sich zu ernähren gingen die Männer aus Devon neben dem Fischfang auch auf die Jagd und nutzten zu diesem Zweck wahrscheinlich den zu der Zeit in England weit verbreiteten Bloodhound, den schwarzen Saint Hubert´s Hound, ursprünglich aus Frankreich stammend. Aus anderen Teilen Europas kamen wahrscheinlich auch Spaniels, Hütehunde, Brackenartige, Wasserhunde und auch Doggenartige Hunde in dieses Gebiet. Es ist nicht auszuschließen, dass sich aus dieser Rassenvielfalt ein neuer Typ Hund entwickelte, der später als Neufundländer beschrieben wird. |
Dabei wurde dann zwischen zwei Schlägen von Neufundländern unterschieden: Zwischen dem großen, kräftigen Neufundländer mit einem sehr dichten Pelz, der als Zugtier eingesetzt wurde, und dem kleineren Typ, mit kurzem, dicht anliegenden Fell, der zunächst als "kleiner Neufundländer" bezeichnet wurde. Zu der Zeit ging man davon aus, dass dieser kleinere Typ vom großen Neufundländer abstammt. Später beschrieb man diese kleinere Art auch als St. John´s Dog, weil sein Ursprung rund um das Gebiet von St. John´s, einer vorgelagerten Insel von Neufundland, liegen soll.
Dies alles geschah vor über 500 Jahren.
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Um 1800 begannen Schriftsteller auf beiden Seiten des Atlantiks über das Leben und die Beobachtungen von Hunden auf Labrador und Neufundland zu berichten. Dabei benutzten sie unterschiedliche Namen. Aus dieser Zeit stammen auch erste Aufzeichnungen über eine Reihe von Hunderassen die dort vorkamen. Da aber jeder Schriftsteller den Hunden andere Namen gab, ist eine eindeutige Zuordnung nicht ohne weiteres möglich, so dass es sich bei der Geschichte zur Rasseentstehung des Labradors nur um Mutmaßungen handelt!
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Seine Geschichte
Das erste schriftliche Dokument, das den Labrador Retriever in seinem heutigen Erscheinungsbild annähernd beschreibt, stammt von 1814. Colonel Peter Hawker beschreibt in einem Bericht in dem Buch "Instructions to Young Sportsmen" einen Hund den er deutlich von dem größeren Neufundländer (Newfoundland Dog) unterscheidet und ihn St. John´s breed nennt. |
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Auszug aus der Originalausgabe von 1814: "...Hier befinden wir uns etwas im Dunkel. Jeder hundliche Köter, der nahezu ebenso groß ist wie ein Esel, so behaart wie ein Bär, wird als "fine Newfoundland dog" angesehen. Sehr verschieden davon jedoch ist der wahre Labrador, die St. John´s breed dieser Tiere; zumindest gibt es vielerelei charakteristische Merkmale, durch die man klar unterscheiden kann. Der eine Hund ist recht groß, rauh behaart, hat starke Glieder und einen kleinen Kopf; seine Rute trägt er recht hoch. In diesem Lande wird er gehalten, um Holzbeladene Schlitten vom Landesinneren zur Küste zu ziehen. Aufgrund seiner enormen Kraft und seines Scharfsinns erweist er sich als nützlich. Bei Schiffsunglücken und anderen Unfällen in stürmischem, rauem Wetter hat er sich als große Hilfe bewährt. Der andere Hund -bei weitem der beste Hund für jagdliche Aufgaben- ist häufiger schwarz als andersfarbig, kaum größer als ein Pointer. Kopf und Fang sind ziemlich lang gestreckt, recht gute Brusttiefe, sehr leicht in den Läufen, Fell kurz oder glatt. Dieser Hund trägt die Rute nicht so aufgeringelt wie der andere und ist außerordentlich schnell und aktiv im Laufen, Schwimmen oder auch im Kampf. Wenn es um das Kämpfen geht sind Neufundländer Hunde so fachkundig und geschickt, dass es ihnen meist möglich ist, irgendein lebenswichtiges Körperteil ihres Gegners zu packen. Oft kommt es dabei zu ernsthaften Verletzungen des Gegners. Deshalb sollte ich wohl erwähnen, dass der einzige Weg, sie zum sofortigen Auslassen zu bringen, darin besteht, ihnen ein Seil oder ein Tuch um den Hals zu legen, fest anzuziehen, wodurch der Hund nicht genügend Luft zum Atmen hat, und augenblicklich getrennt werden kann. Die St. John´s breed dieser Hunde wird in erster Linie an der Küste der Insel durch Fischer gehalten. Ihr guter Geruchssinn ist nahezu unvorstellbar. Ihr Unterscheidungsvermögen auf Fährte, in der Nachfolge etwa eines angeschossenen Fasans durch eine Dickung, in der noch anderes Wild steht, erscheint nahezu unglaublich. Gleiches gilt für flügellahmes Wasserwild oder Kaninchenjagd durch mit Stechgingster durchgewachsenes Buschwerk. Hierzu muss möglicherweise angemerkt werden, dass es Kaninchen, die nahe der Küste in großer Zahl umherhoppeln, im Allgemeinen in großer Fülle gibt. So geschieht es häufig, dass eine Pfeifente bei Nacht auf dem Flug angeschossen wird und mitten zwischen die Stechgingsterbüsche fällt, in denen es wiederum zahlreiche Kaninchen gibt. Der echte Neufundländer Hund lässt sich zu jeder Art von Jagd erziehen. Ohne irgendwelche zusätzliche Ausbildung steht er im Allgemeinen so gut im Gehorsam, dass man ihn problemlos mit sich nehmen kann, wenn er gemeinsam mit Pointern arbeiten soll. Um angeschossenes Wild jeder Art aufzufinden, gibt es nichts Vergleichbares unter allen Hunderassen. Er ist in jeder Nachfolge bei der Vogeljagd unübertrefflich! Bis vor wenigen Jahren war Poole der beste Platz, um Hunde aus Neufundland zu kaufen- frisch importierte oder bereits ausgebildete. Aber heutzutage werden sie aufgrund der von den Seeleuten beobachteten Härte und Bestimmtheit all jener Steuereintreiber und Zöllner wesentlich seltener. Ich würde immer empfehlen, diese Hunde bereits jagdlich dressiert zu kaufen. Bei dem ziemlich grausamen, sie halb umbringenden Ausbildungsprozess lehren die Vogeljäger den Hund in dieser Zeit nahezu alles. Und über die Zeit, da sie ausgebildet werden, gibt es auch gute Chancen, dass sie die Staupe-Erkrankung durchgemacht haben, die gerade bei dieser Hundeart manchmal unheilbar verläuft. Um einem Neufundländer Hund beizubringen, was man von ihm verlangt, muss man ihn immer ermutigen, freundliche Ausbildungsmethoden anwenden, sonst wird er leicht verstockt unwillig. Um ihm aber Fehler auszutreiben, bedarf es möglicherweise der Zurechtweisung, zuweilen auch Prügel. Ich habe auch Pudel bei der Jagd ausprobiert, fand sie aber immer in Härte, Geruchsvermögen und Mut wesentlich schlechter. Pudel werden auch leicht seekrank. Die "Portland Dogs" sind ihnen weit überlegen. Einem Wasserhund sollte man nie erlauben, ohne vorheriges Kommando aus dem Boot zu springen, denn häufig ist dies gar nicht erforderlich. Springt er grundlos dennoch von Bord, durchnässt er nicht nur unnötigerweise sich selbst, sondern alles ringsum. Für ein flaches Boot oder ein Kanu sollte man immer den kleinsten Neufundländer Hund auswählen, der zu beschaffen ist. Je kleiner er ist, umso weniger Wasser bringt er von der Arbeit mit ins Boot, umso leichter hebt man ihn ins Boot zurück, umso schneller kann er angeschossene Vögel im Schilf verfolgen. Bei Frostwetter ist eine Hündin immer gegenüber einem Rüden zu bevorzugen, da diese ihrer Natur nach weniger dagegen hat, auch aufs Eis zu springen. Wünscht man sich andererseits einen Neufundländer Hund zur Jagd aus der Blende, ist dies etwas ganz anderes, hier braucht man ein starkes Tier, das mit Leichtigkeit durch junges Holz und hohes Gras trottet, auch wenn es einen großen Hasen oder einen Fasan im Fang trägt..." |
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St. John´s Dog? Newfoundland Dog?
Wie man bereits an diesem Bericht erkennen kann schreibt Colonel Hawker nicht ganz eindeutig über verschiedene Arten, auch verwendet er unterschiedliche Namen für die beiden Schläge. Verschiedene andere Schriftsteller, unter ihnen auch Charles Darwin, der 1844 über englische Hunderassen berichtet, bezeichnen auch unterschiedliche Schläge und Namen. Der Name "Labrador Retriever" wurde erst 1870 erwähnt, davor wurde auch der Name "English Retriever" genannt.
Weitere Namen dieser Zeit waren: St. John´s Dog, Lesser St. John´s Dog, Little Newfoundland Waterdog, Black Waterdog, Newfoundland Waterdog, Smaller Labrador, Lesser Newfoundland, Labrador Dog und English Labrador.
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Gehen wir aber noch mal zurück in die Zeit um 1800
Vor den Küsten Neufundlands gab es unzählige Fischer, die in ihren kleinen Booten fischten. Man vermutet, dass sie, um ihre Netze und Angelschnüre einzuholen, Hunde benutzen. Wasserhunde. Diese wurden ins Wasser geschickt um die Netze einzuholen. Sie apportierten auch Fische aus dem Wasser, welche aus den Netzen sprangen. Diese Hunde wurden wegen ihrer Eigenschaften auch für die Jagd eingesetzt. Während dieser Zeit, in der aufgrund des Fischfangs ein reger Schiffsverkehr zwischen Neufundland und England bestand, kamen vermutlich die ersten St. John´s Hunde über den zu der Zeit sehr bedeutenden Seehafen Poole nähe Dorset, nach England.
In England hatte der Landadel zu dieser Zeit große Ländereien und Jagdgebiete. Für ihre Jagd auf Wild haben die damaligen Wildhüter und Jäger verschiedene Hunderassen eingesetzt, für jede Art Wild eine andere . Verschiedene Spanielschläge wurden als Stöberhunde, Setter und Pointer zum Vorstehen oder Apportieren verwendet. Mit dem Zeitalter der modernen Waffen, veränderte sich aber auch das Jagdgeschehen.
Genau zu diesem Zeitpunkt kam die “neue” Rasse, der St. John´s Dog in England an, der hervorragende Jagdeigenschaften mit sich brachte! Er besaß eine Weichmäuligkeit die das Wild unverletzt ließ, eine Bringfreude (Apport), er war schnell und verfügte über einen ausgezeichneten Beute- Stöber- und Spürtrieb. Ihrer unglaublichen Apportierfreudigkeit verdanken diese Hunde auch ihren Namen, denn das englische Wort Retriever leitet sich von “to retrieve” ab, was übersetzt soviel bedeutet wie “herbeibringen”. Es bezeichnet das Auffinden und Herbeibringen von Wild! Die Jagd war zu dieser Zeit der Aristokratie vorbehalten, so dass importierte Hunde gleich in die Hände der Adeligen kamen.
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Der St. John´s Dog kommt nach Großbritannien
Die wichtigsten Eckdaten in der Geschichte des Labrador Retriever: Dem zweiten Earl of Malmesbury (1778-1841), der auf Heron Court etwa vier Meilen außerhalb von Poole lebte und ein leidenschaftlicher Jäger war, verdanken wir in erster Linie den heutigen Labrador Retriever. Die genaue Zeit, in der er seinen ersten Hund aus Poole bekam, steht nicht fest, aber es gibt Aufzeichnungen aus dem Jahr 1809, dass er einen Hund aus Neufundland jagdlich führte. Er gründete die erste Zucht mit Labrador Retrievern, damals noch St. John´s Dog genannt. |
Ca. 1835 kamen die ersten St. John´s Dogs über den Seehafen Greenock nach Schottland und der fünfte Duke of Buccleuch (1806-1884) begann seinen Zwinger aufzubauen. Von ihm wurde dieser Hund erstmalig 1839 Labrador genannt. Sein Bruder Lord John Scott (1809-1860) und der zehnte Lord of Home (1769-1841), die alle in einem Abstand von 30 Meilen voneinander wohnten, importierten während dieser Zeit ebenfalls mehrere Hunde aus Neufundland. Hieraus entstand die Buccleuch-Linie.
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Der Sohn des zweiten Earls of Malmesbury, der dritte Earl (1807-1889) setzte nach dem Tod seines Vaters 1841, dessen Zuchtlinie fort. Er wurde zwischen 1841 und 1875 zum Hauptimporteur von St. John´s Hunden. Neben ihm importierten auch Montagu Guest, Lord Wimborne und C.J. Radclyffe weitere Hunde aus Neufundland.
Der dritte Earl of Malmesbury überließ im Alter von 75 Jahren, dem sechsten Duke of Buccleuch (1831-1914) und dem zwölften Lord of Home (1834-1918) einen Großteil seiner Hunde. Mit diesen und ihren eigenen Hunden führten sie ihre Buccleuch Zuchtlinien fort und brachten somit die Zucht des Labrador Retriever ins 20. Jahrhundert. Vermutlich hat der zweite Earl of Malmesbury damit die Rasse vor dem Aussterben bewahrt.
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Die Anfänge der Labrador Zucht
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Das vermutlich erste Foto eines Labrador Retrievers von 1867, zeigt die Hündin Nell, 1856 geboren, befand sich im Besitz des elften Lord of Home (1799-1881).
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Mit den Anfängen der Zucht des St. John´s Dog des zweiten Earls of Malmesbury entstand die bedeutendste Zuchtlinie des heutigen Labrador Retrievers. Sie wurde vermutlich nur mit einer Handvoll Hunde gegründet, und dieser Zucht, die der dritte Lord of Malmesbury weiterführte, entstammen die Vorfahren aller heutigen Labrador Retriever. 1870 wäre die Rasse schon beinahe ausgestorben. Zum einen aus mangelndem Interesse und zum anderen, da es nur wenige Adelige waren, die diese Hunde hielten und ihre Zucht förderten. Der Earl of Malmesbury war der größte Förderer dieser Rasse, und kurz vor seinem Tod verschenkte er seine Zuchttiere an Buccleuch und Home in der Hoffnung, dass diese die Zucht weiterführten. Daher ist die Malmesbury-Home-Buccleuch Linie die Grundlage aller heutigen Labradors. |
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Tatsächlich gehen alle Linien auf Hunde zurück, die der dritte Earl of Malmesbury gezüchtet hat. Besonders die Rüden Ned (1882) und Avon (1885), von Malmesbury gezüchtet, und später im Besitz des sechsten Duke of Buccleuch, werden als Ahnherren der heutigen reinrassigen Labrador Retriever angesehen.
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Ahnentafel aus dem Zwinger des Duke of Buccleuch, vermutlich die ersten Aufzeichnungen über die Labrador Retriever Zucht aus dem Jahr 1882.
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Avon geboren 1885, von dem dritten Earl of Malmesbury gezüchtet und dem sechsten Duke of Buccleuch überlassen, ist ein Ahnherr der heutigen Labrador Retriever.
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Avon
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Ein Auszug aus einem Brief, etwa 1887 von dem dritten Earl of Malmesbury an den sechsten Duke of Buccleuch geschrieben, bezeugt die Tatsache, dass alle heutigen Labrador Retriever auf die ersten St. John´s Dogs zurück gehen, die aus Neufundland importiert wurden: "...Wir nennen meine Hunde immer Labrador Dogs, und ich habe die Rasse von ihrer ersten Ankunft aus Poole an völlig rein weiter gezüchtet. Sie gehen also auf eine Zeit zurück, als wir mit Neufundland noch einen lebhaften Handel unterhielten. Die echte Rasse kann man daran erkennen, dass sie über ein sehr dichtes Fell verfügt, das Wasser wie Öl abstößt, vor allem aber an der Rute, die der eines Otters ähnelt..."
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Das Ende?
1885 wurde in Neufundland ein neues Gesetz erlassen, welches die beginnende Schafzucht dort unterstützen sollte (Sheep Protection Act). Es wurde eine sehr hohe Steuer auf Hunde und dabei speziell auf Hündinnen erhoben, was zur Tötung unzähliger Hunde führte. Dabei dezimierte sich der Bestand an St. John´s Hunden so drastisch, dass er dort fast ausstarb. Die Schafzucht wurde in Neufundland aber nie ein bedeutender wirtschaftlicher Faktor!
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Allerdings sorgte 1895 auch die Einführung des Quarantänegesetztes (British Quarantine Act) in Großbritannien dafür, dass keine weiteren neuen Hunde mehr aus Neufundland nach England kamen und so nur mit den vorhandenen Blutlinien weiter gezüchtet werden konnte. Dieses Gesetz schrieb vor, dass Hunde, die eingeführt werden sollten, eine Lizenz benötigten und einer sechs monatigen strikten Quarantäne unterlagen. Glücklicherweise hatte die Zucht in England zu diesem Zeitpunkt schon einen Recht guten Bestand, und so war die weitere Entwicklung des Labradors auch ohne neue Importe möglich.
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Schwarz? Gelb? Braun?
Zu dieser Zeit waren Labradors immer schwarz, aber es ist bekannt, dass vermutlich schon 1892 zwei leberfarbene (liver) Welpen in der Buccleuch-Zucht in einem Wurf mit Avon gefallen sein sollen. Allerdings wurden alle Welpen, die eine andere Farbe als schwarz aufwiesen, wahrscheinlich sofort getötet, weil diese als Fehlfarbe angesehen wurde. Schon die Hunde, die nach England importiert wurden, trugen diese rezessiven Gene in sich. 1899 wurde der erste gelbe Labrador in der Zucht von Major C.E. Radclyffe geboren und Ben of Hyde genannt. Er ging aus schwarzen Eltern hervor, Neptune und Dutchess. Neptune stand im Besitz des Majors und geht auf Turk zurück, den der Vater des Majors als letzten Hund direkt aus Neufundland importierte. Ben war die 6. Generation aus Turk. Seine Schwester Juno, die ebenfalls gelb war, brachte einige Würfe, aber die meisten Welpen waren schwarz. Die Züchter von damals verstanden noch nicht viel von der Vererbung der Farben beim Labrador und wussten nicht, dass die gelbe Fellfarbe rezessiv vererbt wird. Es werden also nur gelbe Welpen geworfen, wenn beide Elterntiere die gelbe Farbe in sich tragen. Demnach haben zu der Zeit einige Hunde das rezessive gelb getragen, denn in vielen Würfen mit Ben wurden auch gelbe Welpen geworfen. Mit Ben begann die Zuchtrichtung des gelben Labradors.
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Der erste gelbe Labrador Retriever Ben of Hyde 1899 von Major C.E. Radclyffe gezüchtet.
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Ben apportiert einen Fisch. Er war der erste registrierte gelbe Labrador. Kennel Club Nummer: 55698
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Rasseanerkennung im Kennel Club
Um 1900 herum hatte sich trotz beachtlicher Distanzen zwischen den einzelnen Züchtern (im Grenzgebiet von Schottland bis ganz im Süden Englands in Dorset) bereits ein sehr einheitlicher Typ Labrador entwickelt, was darauf schließen lässt, dass bereits die ersten Hunde die nach Großbritannien kamen genetisch gut fixiert waren, was wiederum ein Hinweis darauf sein könnte, dass der St. John´s Dog schon sehr reinrassig war. Zu dieser Zeit bestand eine recht gute Zuchtbasis für den Labrador Retriever, und schließlich besaß er 1903 schon Popularität genug um vom englischen Kennel Club (KC) offiziell als Rasse anerkannt zu werden.
Bedeutende Zuchten während der Zeit der Jahrhundertwende waren: Lord Grimston, Holland-Hibbert der spätere Lord Knutsford mit seinem Munden Kennel, Major C.E. Radclyffe, Saltourn, Frederick Graham und Lord Verulam.
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Eine neue Richtung
Während dieser Zeit wurde in England eine neue Jagdrichtung populär, welche dazu beigetragen hat, dass die Beliebtheit des Labrador einen rasanten Anstieg verzeichnete. Die Field Trials, jagdliche Arbeitsprüfungen, hielten Einzug. 1899 fand das erste Retriever Trial statt, es war noch gemischt aus Retrievern und Spaniels. Dieses wurde von einem Flat Coated Retriever Namens Painter gewonnen.
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Munden Singles (1900) (Munden Sixty 1897 X Munden Scottie 1897)
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Im Jahr 1904 trat mit Munden Singles, einer Hündin von Hon. Arthur Holland-Hibbert, dem späteren dritten Viscount Knutsford, zum ersten Mal ein Labrador Retriever bei einem Field Trial, dem Internationalen Gundog League Trial, an. Bereits ein Jahr später gewann diese Hündin bei diesem Trial das "Certificate of Merit", ein Anerkennungszertifikat. |
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Lord Knutsford kaufte seinen ersten Labrador - Junghund namens Sybil im Jahr 1884. Diese wurde mit einem Malmesbury Rüden verpaart und war der Anfang seines berühmten Munden Kennels. Lord Knutsford war maßgeblich daran beteiligt, dass der Labrador als Rasse im Englisch Kennel Club (KC) am 7. Juli 1903 anerkannt wurde. Seine Munden Labradors waren auch erste Ausstellungssieger 1903 auf englischen Zuchtschauen. |
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Eng. F.T. Ch. Flapper (1902) (Barnett´s Stag 1898 X Bates Batsey 1900)
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Flapper 1902 geboren und im Besitz von Major Maurice Portal, war der erste Labrador der sich auf Field Trials hervorhob. 1906 belegte er auf dem International Gundog League Trial und auf dem Kennel Club Trial, jeweils den zweiten Platz. 1907 wurde Flapper Field Trial Champion und gewann die All- Age- Stakes des Kennel Clubs. In diesem Jahr wurden auch der zweite und dritte Platz von Labradors gewonnen!
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Eng. F.T. Ch. Peter of Faskally (1908) (Waterdele Gamester 1906 X Birkhill Juliet 1906)
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In der Zeit zwischen 1910 und 1920 entstanden eine Vielzahl neuer Zuchtstätten. Viele Nachkommen der bekannten Munden Linie erreichten große Erfolge auf Field Trials und auch im Show Ring.
Eng. F.T. Ch. Peter of Faskally im Besitz von Archibald Buttler, gewann 1911 die International Gundog League´s Championchip Stakes, ein Wettbewerb auf dem nur Hunde zugelassen wurden, die auch auf anderen Trials gute Erfolge brachten.
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Eng. F.T. Ch. Scandal of Glynn, Sohn von Eng. F.T. Ch. Peter of Faskally geht aus den Munden Linien hervor. Munden Sixty, Munden Singles, Munden Sovereign. Diese gehen direkt auf die Malmesbury Linien zurück. Er ist der Vater des ersten Dual Field Trial Champion Banchory Bolo (1915), der entscheidenden Einfluss auf die Labradorzucht hatte.
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Eng. F.T. Ch. Scandal of Glynn (1913) (Eng. F.T. Ch. Peter of Faskally 1908 X Shelag of Glynn 1911)
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Dual Ch. F.T. Ch. Banchory Bolo (1915) ein bedeutender Zuchtrüde seiner Zeit!
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Dual Ch. F.T. Ch. Banchory Bolo (1915) (Eng. F.T. Ch. Scandal of Glynn 1913 X Caerhowell Nettle 1913)
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Lady Countess Howe mit Bolo
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Während dieser Zeit prägte sich der Begriff "Dual Purpose", was bedeutet, dass der Labrador nicht nur ein guter Arbeitshund, sondern auch ein guter Ausstellungshund sein soll. Erster Dual Champion wurde Banchory Bolo, der vermutlich einflussreichste Labrador in der Geschichte des heutigen Labradors. Bolo hatte ähnlich wie seine Vorfahren, weiße Flecken auf der Rückseite der Füße, oberhalb des Ballens. Heutige schwarze Labradors weisen dieses “Erbe” gelegentlich auch auf, man nennt diese Flecken dann “Bolo-Pads” (Bolo-Pfoten). Man sagt, dass dies ein Hinweis auf die Verwandtschaft eben dieses großartigen Vererbers sein soll!
Seine Besitzerin Lady Lorna Countess Howe ist zusammen mit Lord Knutsford Mitbegründerin des British Labrador Retriever Clubs gewesen, der 1916 in Großbritannien gegründet wurde. Sie war die erste Sekretärin und nach Lord Knutsfords Tod übernahm sie sein Amt als Chairman des British Labrador Retriever Clubs. Aus ihrem Kennel Banchory gingen viele Field Trial Champions und Dual Champions hervor. |
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Dual Ch. F.T. Ch. Banchory Sunspeck (1917) (Eng.Ch. Ilderton Ben 1913 X Dungavel Juniper 1910) Er war der zweite Dual Champion
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Banchory Dogs
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Es entstanden nun auch sehr einflussreiche Zwinger, die sich mit der Zucht des gelben Labradors befassten: Folkingham von Dr. Stanton, seine gelben Labradors gewannen in den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts zahlreiche “Open Stakes” auf Field Trials. Zelstone, 1930 von der Schwiegertochter des Major C.E. Radclyffe gegründet, Staindrop, Knaith, Braeroy, Poppleton, Whatstandwell, Badgery, Tibshelf, Sandylands um nur einige aufzuzählen. Ebenfalls zu dieser Zeit gegründete Zwinger, in denen schwarze und auch gelbe Hunde gezüchtet wurden, waren unter anderen: Holton, Liddly, Hiwood, of Whitmore, Bramshaw, Ballyduff und viele weitere.
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Dual Ch. F.T. Ch. Bramshaw Bob geboren 1929, stand anfänglich im Besitz von Sir George Thursby und wurde später von Lady Lorna Countess Howe übernommen. Mit ihr errang er als fünfter Labrador den Titel des Dual Champion. Sein Vater der Eng. Ch. Ingelston Ben hatte einen erheblichen Einfluss auf gelbe und schwarze Zuchtlinien und steht als Ahn hinter vielen Labradors unserer Zeit.
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Dual Ch. F.T. Ch. Bramshaw Bob (1929) (Eng. Ch. Ingleston Ben 1926 X Eng. F.T. Bramshaw Brimble 1926)
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1916 wurde auch der erste Rassestandard vom Labrador Retriever Club aufgestellt und blieb bis 1950 unverändert. Da die gelbe Farbe der Rasse zuerst vom British Labrador Club nicht anerkannt wurde, gründete sich 1925 der Yellow Labrador Club, der aber nur kurze Zeit bestand, denn schließlich wurden auch die gelben Labradors vom Kennel Club als Farbe anerkannt.
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Seine weitere Entwicklung
Kommen wir noch einmal auf den ersten gelben Labrador, Ben of Hyde, zurück. Mit seinen Nachkommen wurden viele neue bedeutende Zwinger gegründet. 1910 gründete Mrs. Veronica Wormald den berühmten Knaith Kennel, und mit dem Kennel Braeroy, gegründet von Mrs. Macpherson, entstanden Zwinger, die einen sehr großen Einfluss auf die Zucht des gelben Labradors hatten.
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Nach dem zweiten Weltkrieg war der Rüde Dual Ch. F.T. Ch. Staindrop Saighdear der erste gelbe Dual Champion. Er kam aus dem Zwinger Staindrop von Mr. Edgar Winter.
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Dual Ch. F.T. Ch. Staindrop Saighdear (1944) (Glenhead Jimmy 1941 X Our Lil 1942)
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Dual Ch. F.T. Ch. Knaith Banjo gezüchtet von Mrs. Veronica Wormald ist bis heute der letzte von insgesamt zehn Labradors die den Titel Dual Champion errungen haben!
Schon während der dreißiger Jahre des vorigen Jahrhunderts machte sich in der Zucht des Labrador Retrievers ein Trend bemerkbar, der bis heute nicht aufzuhalten ist. Es entstanden zwei verschiedene Zuchtrichtungen. Obwohl beide Linien nach dem gültigen Standard gezüchtet wurden und werden, unterscheiden sie sich vom äußeren Erscheinungsbild oftmals sehr stark! Auf der einen Seite entwickelte sich ein Show Dog (Ausstellungshund) der sehr auf Schönheit gezüchtet wurde und sein äußeres Erscheinungsbild wurde massiger.
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Dual Ch. F.T. Ch. Knaith Banjo (1946) (Poppleton Golden Russet 1942 X Knaith Brilliantine 1944)
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Während auf der anderen Seite die Field Trial Dogs (Arbeitshunde), sehr auf Leistung selektiert, gezüchtet wurden, die vom Erscheinungsbild her, eher zierlicher und schlanker wurden.
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Eng. Ch. Cookridge Tango (1961) (Eng. Ch. Tweed of Blaircourt 1958 X Cookridge Gay Princess 1956)
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Ende der dreißiger Jahre wurde auch die braune Farbe des Labradors als Farbe anerkannt. J.G. Severn mit seinem Tibshelf Kennel begann die erste Zucht mit braunen Labradors. Anfänglich “liver” genannt, wurde es später als chocolate (Schokoladenfarbig) bezeichnet. Allerdings war zunächst das Interesse an dieser Farbe nicht sehr groß und es dauerte noch bis in die sechziger Jahre, bis auch dieser Farbschlag Anerkennung fand. Cookridge Tango geboren 1961, ein Sohn des sehr einflußreichen Rüden Sandylands Tweed of Blaircourt (1958), wurde 1964 der erste braune Champion im Show Ring. |
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Der Standard
Im neuen Standard von 1950 wurden dann alle 3 Farben des Labrador Retrievers eingetragen. Dieser Standard wurde 1982 und schließlich 1986 nochmal in seiner heute noch gültigen Fassung geändert.
Nach dem zweiten Weltkrieg entstanden in Großbritannien unzählige neue Labrador - Zwinger, darunter auch einige, die das Bild des Labradors bis jetzt geprägt haben und in vielen Ahnentafeln von heute zu finden sind! Um nur einige zu nennen: Braeduke, Blaircourt, Ardmargha, Diant, Kinley, Balrion, Poolstead, Lawnwoods, Roseacre, Rocheby, Fabracken, Kupros, Bradking, Mardas und viele weitere.
Bei diesen genannten Zwingern handelt es sich in der Vielzahl um Zwinger, die das heutige Erscheinungsbild des Labradors aus der so genannten Show Richtung stark geprägt haben und aus denen große Show Champions hervor gegangen sind Aber auch in diesen Linien steckt nach wie vor das Erbe des St. John´s Dog, und sie sind Jagdhunde, welche ihre Qualitäten auch in diese Richtung unter Beweis stellen. Ihnen allen ist ihr faszinierender Wille zu Gefallen (Will to Please), ihre Wasserfreudigkeit, ihre beeindruckende Apportierfreudigkeit, ihr Spür- Stöber- und Bringtrieb, kurzum alle Eigenschaften die ein Labrador besitzen sollte, nicht abhanden gekommen!
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Wer sich näher mit der Geschichte des Labrador Retrievers beschäftigen möchte, dem empfehle ich das Buch von Richard A. Wolters “Der Labrador Retriever, seine Geschichte, seine Menschen” aus dem Kynos Verlag.
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